Von der Selbsthilfegruppe zur Peerbewegung
DDr.in Susanna Krainz

In der Steiermark entwickelte sich die Peerbewegung für psychische Gesundheit innerhalb der vergangenen 25 Jahre. Ausgehend von ersten Selbsthilfegruppen, die damals noch in Trägerstrukturen der psychosozialen Versorgung eingebettet waren, galt es zunächst in eine organisatorische Unabhängigkeit zu kommen. Dies gelang mit der Gründung des Vereins Achterbahn.
Die Achterbahn sah und sieht sich als niederschwellige Selbsthilfeorganisation für Menschen mit unterschiedlichsten psychischen Problemen und Erkrankungen und stellt den Erfahrungsaustausch unter Betroffenen in den Fokus ihres Tuns. Durch das Selbstverständnis in ihrem Auftritt als „ErfahrungsexpertInnen“ leistet die Achterbahn einen immens wichtigen Beitrag zur Entstigmatisierung und Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen und damit zur Senkung der in der Steiermark leider nach wie vor hohen Suizidrate.
In dem Bemühen, gut über Erkrankungen zu informieren und zu sensibilisieren, psychische Probleme und krisenhafte Geschehen besprechbar zu machen, authentisch Wege aufzuzeigen, diese zu bewältigen und dabei vor allem auf die vorhandenen, mittlerweile guten und zahlreichen Hilfsangebote in allen Regionen der Steiermark hinzuweisen, verschränken sich die von der Achterbahn wahrgenommenen Aufgaben mit jenen der ProfessionistInnen und flankieren auch das Bemühen der steirischen Psychiatrieplanung und -koordination im Gesundheitsfonds Steiermark.
Auch die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) weist in ihren Bestimmungen auf die umfassende Beteiligung von SelbstvertreterInnen und dabei erstmalig auch ausdrücklich auf die Beteiligung von Personen mit psychosozialen Beeinträchtigungen, wie sie durch psychiatrische Krisen entstehen können, hin.
Nicht zuletzt zeigen die jüngsten Bemühungen um Leitlinien zur Peerarbeit auf Bundesebene das Interesse an einem qualifizierten Peer-Support im Rahmen der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung. ErfahrungsexpertInnen mit qualifizierter Ausbildung sollen zukünftig ergänzend in psychiatrischen und psychosozialen Diensten und Einrichtungen tätig sein.
In diesem Sinne haben wir die Einbezugnahme der Peers auch im steirischen Psychiatriekonzept 2030 berücksichtigt und unterstütze ich als Psychiatriekoordinatorin der Steiermark weiterhin die Positionierung des Vereins Achterbahn als unabhängige Peerbewegung für die psychische Gesundheit in der Steiermark.
(Der Beitrag ist in der 3. Auflage der Achterbahn-Broschüre „Depression hat viele Gesichter“ erschienen.)
Kurzbiografie
DDr.in Susanna Krainz ist seit 2000 als Juristin und Psychologin in der Funktion der Psychiatriekoordinatorin der Steiermark im Gesundheitsfonds Steiermark tätig.